Trafohaus

Das Trafohaus Obernkirchen am Kirchplatz von 1904

An der Tür gibt eine Infotafel des Heimatvereins Schaumburger Landschaft im Rahmen des Kulturpfads Schaumburg Auskunft über die Geschichte:
„Die 1904 im Auftrage des Gesamtbergamtes vom Obernkirchener Baumeister H. Behrens im sogenannten „Rehburger Stil“ errichtete Trafostation ging 1905 ans Netz und arbeitete bis 1996. Die im Kohlekraftwerk des Georgschachtes bei Stadthagen erzeugte elektrische Energie wurde hier heruntergespannt und in das Stromnetz der Obernkirchener Kernstadt eingespeist. Vom Zwiebelturm aus führten die Freileitungen zu den Hausanschlüssen.“

Noch mehr Informationen zum Trafohaus:In einem Begleitheft zur Sonderausstellung 1995/96 „90 Jahre Strom in Obernkirchen“ wird H. Behrens als Baumeister der Trafostation genannt. In der Broschüre sind überdies zwei alte Fotos der Trafostation zu finden.
Rehburg ist nicht weit von hier und hatte eine berühmte Bauschule. So ist der Einfluss der Rehburger Baumeisterfamilie Meßwarb unverkennbar.  Andere Quellen schreiben das Trafohäuschen am Kirchplatz sogar den Architekten Meßwarb zu, so das Poster der „AG Spurensuche“ des Vereins Schaumburger Landschaft, das in einem Artikel der Schaumburger Nachrichten am 27. Dezember 2012 vorgestellt wurde:

„Der Schlauchturm der Feuerwehr in Rehburg, das Transformatorenhaus in Obernkirchen und das Transformatorenhaus in Müsingen (alles Meßwarbgebäude): Die drei Gebäude – und andere – sind auf dem Poster der „Schaumburger Landschaft“ verewigt.

Die Transformatorenhäuschen in Müsingen oder Obernkirchen kennt wohl jeder, der einmal an ihm vorbeigefahren ist. Nur Eingeweihten dürfte indes bekannt sein, dass die beiden Gebäude von der Baumeisterfamilie Meßwarb errichtet wurden, die von 1895 bis zum 1. Weltkrieg für viele Bauten im Schaumburger Land verantwortlich zeichnete. „Zu erkennen sind die Bauten beispielsweise an Putzflächen, dem Fachwerk und einem Sinn fürs Detail“, erläutert Ulrich von Damaros, was das Schaffen der Architekten Wilhelm und Ernst Meßwarb ausgezeichnet hat. „Es sind bis in die Inneneinrichtung toll durchgeplante Gebäude.“ Während Wilhelm Meßwarb strukturiert vorgegangen ist, kann man die Arbeiten von Ernst Meßwarb fast schon künstlerisch nennen. Er habe einen Sinn für das Individuelle und für die Mythologie gehabt, sagt von Damaros. Kennzeichen des einst belächelten „Zuckerbäckerstils“ sind die vielen Details (…)“
Quelle: Artikel „Was verbindet Müsingen mit Wölpinghausen?“ vom 27. Dezember 2012 in der Online-Ausgabe der Schaumburger Nachrichten
Ob das Trafohäuschen am Obernkirchener Kirchplatz nun von Behrens oder Meßwarb konstruiert wurde: es gehört auf jeden Fall zu den schönsten und ältesten Trafostationen unserer Sammlung – ein Dokument der hochentwickelten Baukunst des frühen 20. Jahrhunderts.
Hier wurde eine Sammelschienenstruktur für den Mittelspannungsbereich nachempfunden, wobei hier von einer früheren Betriebsspannung von maximal 10 kV auszugehen ist, eher weniger. Die Porzellanstützer an der Wand sind eher aus den 1920er bis maximal 50er Jahren. 1904/5 gab es diese Form so noch nicht. Auf dem Bild ganz rechts der untersten Reihe ist an der Seitenwand ein Kabelendverschluss für ein ankommendes Mittelspannungskabel zu sehen. Die Anordnung der Drehspul- bzw. Dreheisenmesswerke am Ende der Sammelschieneninstallation ist lediglich aus dekorativen Gründen angebracht. In dieser Form wäre es technisch unsinnig. Auf der Gegenseite münden die drei Kupferschienen an die Endkontakte eines früher gebräuchlichen Ölkesselschalters, für Schaltvorgange unter Last.

Als dekorativer Nebeneffekt dient das Schienensystem heute noch der Versorgung der Halogenbeleuchtung im Raum, wird also mit 12 Volt betrieben.

An den Wänden können allerhand elektrotechnische Armaturen und Utensilien von anno dunnemals bestaunt werden, teilweise original aus der Betriebszeit der Station, teilweise als Dekorationselemente.

Es kommt immer öfter vor, dass stillgelegte und für die Stromversorgung überflüssig gewordene Turmstationen eine Umfunktionierung erfahren. Manche dienen heute als Wartehäuschen an Bushaltestellen, als Aussichtstürme, als Wohnung und einige wie das Trafohäuschen am Kirchplatz als Kulturtreffpunkt.

Dieses mit vielen verspielten Details im „Zuckerbäckerstil“ ausgestattete Trafohäuschen des frühen 20. Jahrhunderts steht in der Bergstadt Obernkirchen am Kirchplatz. 1995 wurde es erstmals renoviert.

Trafohaus

Alle drei Jahre verwandelt sich das Trafohaus im Rahmen des hier stattfindenden internationalen Bildhauersymposiums zum Künstlercafé.
Zum Bildhauersymposium in Obernkirchen öffnet das Trafohäuschen seine Pforten und steht Künstlern und Kunstinteressierten als Treffpunkt zur Verfügung.

Im Jahre 2016/2017 wurde das Trafohaus komplett saniert ohne jedoch die historisch einmaligen Installationen im Innenbereich sowie die prägende Fassade im Außenbereich zu verändern.

Infrastrukturverbesserungen machen die Nutzung des Trafohauses nun noch leichter und laden Besucher zu vielfältigen Veranstaltungen ein.

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